kaum ist der Schnee weg…kommen die Pollen

Was ist Heuschnupfen, und was allergischer Schnupfen?

Millionen Deutsche – Kinder, Jugendliche, Erwachsene – haben ihn, viele kennen ihn: Heuschnupfen. Er ist die häufigste Allergie in den Industrieländern. Anders als zu vermuten steht, sind die Betroffenen aber weder allergisch auf Heu noch permanent erkältet. Vielmehr machen ihnen Pflanzenpollen, kleinste Blütenstaubteilchen von Bäumen, Gräsern und Kräutern in der Luft zu schaffen.

Die auch „Pollinosis“ oder saisonaler allergischer Schnupfen genannte Pollenallergie ist an die Zeit des jeweiligen Pollenfluges gebunden, Hauptsaison: April bis August. Bei klarem Wetter können Spätblüherpollen noch bis September oder Oktober aktiv sein und Allergikern Beschwerden bereiten. Oder es schwärmen bereits im Februar oder März die ersten Frühblüherpollen aus. Entsprechend allergische Menschen haben manchmal sogar schon im Dezember oder Januar Heuschnupfensymptome.

Priv.-Doz. Dr. med. Jörg Kleine-Tebbe
UNSER EXPERTE: Professor Dr. med. Kleine-Tebbe (siehe auch unter „Beratender Experte“)

EXPERTE der Apotheken-Umschau: Professor Dr. med. Kleine-Tebbe (siehe auch unter „Beratender Experte“)

W&B/Michael Hughes

Die Bezeichnung allergischer Schnupfen ist ein Oberbegriff für alle allergischen Schnupfenarten, die durch Allergene in der Luft (Aeroallergene) – draußen wie drinnen – ausgelöst werden. Wenn im Folgenden von Heuschnupfen die Rede ist, geht es um allergischen Schnupfen durch Pflanzenpollen. Auch allergischer Schnupfen durch Hausstaubmilben kommt häufig vor. Mit der etwas seltener auftretenden Allergie auf Schimmelpilze oder Tierhaare hat er gemeinsam, dass er das ganze Jahr über zu Beschwerden führen kann.

Heuschnupfen – allergischer Schnupfen: Typische Symptome?

Niesattacken, Fließschnupfen und verstopfte Nase, juckende, brennende oder tränende Augen – das sind die kennzeichnenden Symptome eines allergischen Schnupfens. Dementsprechend diagnostizieren Ärzte eine allergische Rhinokonjunktivitis.

Viele Betroffene verspüren zudem einen unangenehmen Juckreiz oder ein Brennen im Hals, an der Rachenschleimhaut. Auch neigen manche Patienten mit allergischem Schnupfen zu Entzündungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, etwa in den Nasennebenhöhlen: Mitunter reagieren die Schleimhäute hier auf verschiedene Reize, etwa Luftschadstoffe und Pollen, besonders empfindlich. Schwellungen können den Sekretfluss und die Belüftung behindern. Das begünstigt wiederum Infektionen.

Gesundheitsakademie

Frau liegt in Wiese

Heuschnupfen bekämpfen

Der Frühling ist für Sie auch eine Qual? Die Pollen verderben Ihnen regelmäßig die Laune? Heuschnupfen ist nicht nur lästig, sondern kann richtig gefährlich werden. Sie sollten deswegen alle Register der modernen Medizin ziehen, um das Leiden effektiv zu bekämpfen. Wie das geht, erfahren Sie in der Gesundheitsakademie. Hier klicken »

Doch damit nicht genug: Allergene können auch in den unteren Atemwegen allergische Reaktionen auslösen. Husten und Anfälle mit Atemnot bei Heuschnupfen sollten aufhorchen lassen. Denn es kann sein, dass sich die Allergie auf die Bronchien geschlagen und Asthma ausgelöst hat (sogenannter Etagenwechsel). Tatsächlich haben Patienten mit Heuschnupfen ein erhöhtes Risiko für allergisches Asthma.

Auch über die Haut können Allergene einwirken. Zum Beispiel verschlimmern sich bei hoher Allergenbelastung in der Heuschnupfenzeit manchmal Hautkrankheiten wie atopische Dermatitis oder Nesselsucht (Urtikaria). Die atopische Dermatitis (auch Neurodermitis oder atopisches Ekzem) zeigt sich in erster Linie bei Säuglingen und Kleinkindern. Sie kann mitunter aber bis ins Erwachsenenalter fortbestehen. Ein Leitsymptom ist Juckreiz. Weitere Informationen im Ratgeber Neurodermitis und im Kapitel „Heuschnupfen – allergischer Schnupfen: Symptome“ in diesem Beitrag.

Nicht selten treten heuschnupfenartige Beschwerden länger als vier Wochen im Jahr oder sogar ganzjährig auf, wobei saisonale Akzente möglich sind. Dann sind eventuell heimliche Mitbewohner wie Hausstaubmilben im Spiel, seltener Schimmelpilze. Vielleicht ist aber auch das geliebte Haustier oder ein Bestandteil in einem Nahrungsmittel schuld.

Betroffene sollten sich bei verdächtigen Symptomen genauer untersuchen lassen. Gezielte Behandlung ist nicht nur wichtig, um die Beschwerden zu lindern, sondern auch, um Asthma und einer Ausweitung der Allergie auf andere Stoffe vorzubeugen. Das geht aber nur, wenn die Ursache klar ist. Und da gibt es bei chronischem Schnupfen viele Möglichkeiten, auch über eine Allergie hinaus.

Diagnose von Heuschnupfen und allergischem Schnupfen

Die Diagnose stellt im Allgemeinen der Facharzt (Allergologe). Sie beruht meist auf mehreren Schritten:

  • Genaue Dokumentation der Krankengeschichte mit Angaben der Beschwerden, früherer Erkrankungen und Krankheiten in der Familie (Anamnese)
  • Hauttests zum Nachweis des oder der auslösenden Allergens/e und der allergischen Reaktion mit Testextrakten (Fertigarzneimittel). Ergänzend, im Falle von Gegenanzeigen oder bei Säuglingen und Kleinkindern eventuell anstelle der Hauttests stehen auch Blutuntersuchungen zur Verfügung.
  • Messung des sogenannten spezifischen Immunglobulin E (IgE) im Blut
  • Gegebenenfalls ergänzende molekulare Allergiediagnostik (Komponentendiagnostik): Sie dient der Eingrenzung auslösender Allergenkomponenten bei vermeintlich mehrfach allergisch reagierenden Patienten. Dabei geht es um Allergene unterschiedlicher Herkunft, aber sehr ähnlicher Art.
  • Nasaler Provokationstest: Ein ganzjähriger allergischer Schnupfen erfordert mitunter noch einen speziellen Test, bei dem das Allergen etwa auf die Schleimhaut der Nase gebracht wird. Dieser sogenannte nasale Provokationstest hilft zu erkennen, ob der Schnupfen tatsächlich einer Allergie auf das getestete Allergen entspricht.

Das Kapitel „Heuschnupfen – allergischer Schnupfen: Diagnose“ informiert Sie genauer darüber, wie der Arzt vorgeht.

Heuschnupfen – allergischer Schnupfen: Therapie

Das erste Gebot bei jeder Allergie, also auch einer Atemwegsallergie, besteht darin, die einmal festgestellten Allergene möglichst zu meiden. Da dies gerade bei Atemwegsallergien wie Heuschnupfen nur leidlich gut oder gar nicht gelingt, bedarf es noch weiterer Maßnahmen. Das ist in erster Linie die Immuntherapie, eine Art Allergieimpfung. Diese auch Hyposensibilisierung oder (allergen-)spezifische Immuntherapie (SIT) genannte Behandlung wirkt zum Beispiel bei Gräserpollenallergie sehr gut.

Sie erfolgt mit Spritzen unter die Haut (subkutan: SCIT) oder Präparaten zum Einnehmen: als flüssige Lösung zum Träufeln unter die Zunge oder teilweise besser noch als Tabletten, die sich unter der Zunge auflösen. Behandelt wird mit hochdosierten Extrakten der jeweils relevanten Allergene. Bei den Präparaten zum Einnehmen bleibt das Allergen kurz unter der Zunge (daher die Bezeichnung sublingual: SLIT) und wird dann geschluckt.

Die SIT muss regelmäßig angewendet werden und dauert im Regelfall drei Jahre. Sie kann auch bei Baumpollenallergie (als SCIT oder SLIT) und Beifußallergie (als SCIT mit sogenannter Individualrezeptur), bei Hausstaubmilbenallergie (als SCIT oder SLIT) und Schimmelpilzallergie (zum Beispiel als SCIT mit Allergenen von Alternaria und Cladosporium) sowie übrigens auch bei Insektengiftallergie (ausschließlich als SCIT mit Bienen- und Insektengift) helfen. Insektengiftallergien sind allerdings keine inhalationsallergischen Erkrankungen.

Sodann gibt es Medikamente zur Linderung der Beschwerden, vor allem Antihistaminika und Kortisonpräparate zur örtlichen und innerlichen Anwendung. Sie sollten frühzeitig eingenommen werden.

Wir beraten Sie!